"Wir sind die Soldaten der Arbeitermacht" - Vom Alltag in der NVA
Produktion SWR2 – Sendung: 17.01.2006, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion. Wolfram Wessels
Mit: Hans-Joachim Maaz, Peter Tannhoff, Eckard Rebentisch, Ralf Schröder, Steffen Böttcher, Torsten Walter
Sprecher: Sebastian Kowski, Martin Leutgäb, Michael Speer, Bijan Zamani
Ton und Technik: Christiana Schneckenburger, Frank Biller
Regie: Eberhard Klasse
Einberufung zur Nationalen Volksarmee in der DDR: Für viele junge Männer begann damit ein wichtiger Lebenseinschnitt, zu dem es kaum Alternativen gab. Wer den Wehrdienst verweigerte, dem drohten Freiheitsentzug und gesellschaftliche Ächtung.
In der eigenen Propaganda stellte sich die NVA als eine Armee des völlig neuen Typs dar. Im Gegensatz zu den bürgerlichen Armeen des Westens sollte ihr Alltag vom kameradschaftlichen Umgang und dem gegenseitigen Respekt zwischen ihren Angehörigen geprägt sein. Doch die Realität konfrontierte die meisten Einberufenen gleich vom ersten Tag an mit der Willkür ihrer sozialistischen Vorgesetzten. So wenig, wie von einer Rechtsstaatlichkeit im SED-Staat die Rede sein konnte, so wenig waren rechtsstaatliche Prinzipien in den Streitkräften zu finden.
Mit der Einführung der Wehrpflicht erhielt aber auch die so genannte EK-Bewegung Auftrieb, die zu einem schwerwiegenden Problem in der NVA werden sollte. Die Abkürzung EK stand für die Bezeichnung Entlassungskandidat. Gemeint waren damit die Wehrpflichtigen des letzten Diensthalbjahres. Mit der Schikanierung der neuen Rekruten gaben sie am Ende ihrer Militärzeit jene Gewalt weiter, die ihnen mit der eigenen Einberufung selbst angetan wurde.
Schiefe Gedanken von Martiern, Menschen und Ameisen - Die phantastischen Welten des Kurd Laßwitz
Produktion SWR2 – Sendung: 23.03.2006 – 30 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Mit: Rudi Schweikert
Sprecher: Maarten Güppertz, Jannek Petri, Sebastian Schwab, Julian Greis, Marius Marx, Reinhart von Stolzmann, Dorothee Stotz, Barbara Stoll, Tobias Gondolf, Taner Sahintürk
Ton und Technik: Karl-Heinz Runde, Birgit Schilling
Regie: Hans-Peter Bögel
Für viele heutige Leser gelten Jules Verne und Herbert G. Wells als Väter der modernen Science-Fiction-Literatur. Die Werke des deutschen Autors Kurd Laßwitz sind dagegen weitgehend in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, denn mit seinem Roman „Auf zwei Planeten“ beschrieb Kurd Laßwitz bereits ein Jahr vor Herbert G. Wells Roman „Kampf der Welten“, wie technisch überlegene Marsbewohner – die sogenannten Martier – in eine Kriegssituation mit den Menschen geraten. Verpackt in eine futuristische Abenteuergeschichte gelang Laßwitz ein brisantes Gleichnis auf Deutschlands beginnendes Großmachtstreben. Der Roman sorgte für Aufsehen, geriet zum Bestseller und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Ein halbes Jahrhundert später ließen die Nazis das Werk auf die Liste der verbotenen Literatur setzen.
Doch Laßwitz war nicht nur Science-Fiction-Autor, sondern zugleich Mathematiker, Physiker, Philosoph, Essayist und Märchenerzähler. Gegen Ende seines Lebens verliebte er sich leidenschaftlich in seine 38 Jahre jüngere Cousine Hanna Brier aus Tilsit. Er widmete ihr nicht nur einige seiner wichtigsten Märchen und Kurzgeschichten, sondern auch seinen letzten phantastischen Roman „Sternentau oder Die Pflanze vom Neptunsmond“. Über 160 bisher unveröffentlichte Briefe, zahlreiche Postkarten und ein erhalten gebliebenes Tagebuch erzählen bis heute die Geschichte einer ungewöhnlichen Beziehung zwischen bürgerlicher Realität und phantastischen Traumwelten.
James Bond made in GDR? - Sozialistische Fernsehhelden an der unsichtbaren Front des Friedens
Produktion SWR2 – Sendung: 17.10.2006, SWR2 – Dschungel – 33 Minuten
Wiederveröffentlichung auf DVD „Das unsichtbare Visier“ – Folgen 1 bis 9 – Studio Hamburg 2009
Ein Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Mit: Jessy Rameik, Siegfried Loyda, Walter Niklaus, Walter Kubiczek, Wenzel Renner, Jürgen Sasse
Sprecher: Michael Speer, Hubertus Gertzen, Reinhart von Stolzmann, Felix Goeser, Klaus Gramüller
Ton und Technik: Ralf Knapp, Steffi Eisele
Regie: Günter Maurer
„Der Osten weiß alles!“ Die Bonner Militärs sind entsetzt, denn ihre geheimen Bewaffnungspläne sind in der DDR bekannt geworden. Planungsoffizier Achim Detjen grinst heimlich: „Wie die das bloß machen?“
Als das DDR-Fernsehen am 23. Dezember 1973 die erste Folge der Serie „Das unsichtbare Visier“ ausstrahlte, wurde ein neuer Straßenfeger geboren: Atemlos verfolgte das ostdeutsche Fernsehpublikum die Abenteuer des Kundschafters Werner Bredebusch alias Achim Detjen, der für seine sozialistische Heimat den Westen ausspionierte. In seinen Erinnerungen gebrauchte Hauptdarsteller Armin Müller-Stahl sogar den Begriff „Ost-James-Bond“. Doch im Gegensatz zum britischen Vorbild hatten sich die DDR-Filmemacher um Regisseur Peter Hagen strikt an die engen Vorgaben des Ministeriums für Staatssicherheit zu halten: protzige Actionszenen, erotische Abenteuer und extreme Gewaltdarstellungen blieben ihnen strikt untersagt! An die Stelle eines personifizierten Bösewichtes setzten die Autoren Otto Bonhoff, Herbert Schauer und Michel Mansfeld ein Netzwerk aus unverbesserlichen Altnazis, Rüstungsproduzenten und CIA-Agenten. Selbstverständlich musste dabei die Spionagetätigkeit der DDR-Staatssicherheit immer positiv dargestellt werden. Der Popularität des Serienhelden tat dies keinen Abbruch und sogar Stasi-Chef Mielke höchstpersönlich lobte „seinen Achim Detjen“.
Rund dreißig Jahre später erinnern sich ehemalige Filmschaffende, die vor und hinter der Kamera an der Entstehung dieser Fernsehserie beteiligt waren, an ihre damalige Arbeit.
"Der Film ist nihilistisch!" Fräulein Schmetterling - Geschichte eines Verbots
Produktion SWR2 – Sendung: 05.03.2007, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Sprecher: Sebastian Nakajew, Ursula Renneke, Walter Renneisen, Heinrich Giskes
Ton und Technik: Frank Biller, Karl-Heinz Runde
Regie: Maria Ohmer
Es war die Geschichte eines jungen Mädchens, das es in der DDR der sechziger Jahre wagte, über seine Zukunft selbst bestimmen zu wollen. Alle bemühten sich, ein ordentliches Mitglied der sozialistischen Gesellschaft aus ihr zu machen. Aber statt Fischverkäuferin oder Schaffnerin zu werden, träumte das Fräulein Schmetterling davon, als Clown die Menschen zu beglücken. Christa und Gerhard Wolf hatten das Drehbuch geschrieben, Kurt Barthel hatte es bereits abgedreht, da kam im Dezember 1965 das 11. Plenum des ZK der SED dazwischen und beendete das kurze Tauwetter in der DDR. Der Film wurde als „zu nihilistisch“ verboten. Nach der Wende 1990 tauchte eine Arbeitskopie auf, doch bevor sie öffentlich gezeigt werden konnte, verschwand sie auch schon wieder. Erst 15 Jahre später fand ein Archivar Schnittmaterial des Films, rekonstruierte ihn und so erlebte „Fräulein Schmetterling“ 40 Jahre nach seiner Fertigstellung doch noch eine Kinopremiere.
"Ich wollte kein Verräter werden" - Die SED und der Fall Paul Merker
Produktion SWR2 – Sendung: 20.09.2007, 20.05 Uhr, SWR2 – 49 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Mit: Prof. Dr. Mario Kessler
Sprecher: Eva Garg, Heinrich Giskes, Max Ruhbaum, Klaus Spürkel, Andreas Szerda, Hubertus Gertzen, Herbert Schäfer, Ronald Spiess
Ton und Technik: Norbert Vossen, Waltraud Gruber
Regie: Günter Maurer
Im November 1952 inszenieren Prager Stalinisten und ihre sowjetischen Berater ein Verfahren gegen vierzehn tschechische KP-Spitzenfunktionäre. Die meisten von ihnen sind jüdischer Herkunft. Der Schauprozess endet mit elf Todesurteilen. Gleichzeitig drängt Stalin die DDR zur Durchführung eines ähnlichen Verfahrens. Doch SED-Chef Walter Ulbricht zögert. Er fürchtet, dass ein offen-antisemitischer Schauprozess nach Prager Vorbild seinen politischen Selbstmord bedeuten könnte. Schließlich wird ein Hauptangeklagter nichtjüdischer Herkunft präsentiert. Sein Name: Paul Merker – ein ehemaliges Politbüromitglied und innerparteilicher Rivale Walter Ulbrichts. Merker wird der Agententätigkeit und der Verbreitung zionistischer Auffassungen beschuldigt. Doch die Verhöre im MfS-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen führen nicht zu den gewünschten Aussagen. Deshalb wird ein Stasi-Spitzel in die Zelle geschleust. Doch Paul Merker ahnt die wahre Identität seines neuen Zellengenossen und gibt sich bedeckt. Ein Versteckspiel beginnt.
Spitzelberichte und Verhörprotokolle blieben erhalten. Sie ermöglichen Einblicke in die Vorbereitungen eines deutschen Schauprozesses, der im letzten Moment verhindert wurde.
Kundschafterin im Auftrag des Sozialismus - Die Geschichte der Gabriele Gast
Produktion SWR2 – Sendung: 03.10.2007, SWR2 – Dschungel – 25 Minuten
Wiederholung: 26.08.2009, 19.20 Uhr, SWR2
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Ellinor Krogmann
Mit: Dr. Gabriele Gast
Sprecher: Andreas Szerda, Nicole Boguth, Herbert Schäfer, Martin Ruthenberg, Oliver Kraushaar, Helmut Woestmann, Markus Calvin, Gabriele Violet
Ton und Technik: Ute Hesse, Judith Rübenach
Regie: Eberhard Klasse
Im Mai 1968 reist die junge Politikstudentin Gabriele Gast für einen Studienaufenthalt in die DDR. Sie weiß, dass ihre Reise nicht ohne Risiko sein wird: Als Besucherin aus dem Westen steht sie unter permanenter Überwachung. Während ihres Aufenthaltes in Karl-Marx-Stadt verliebt sie sich in einen jungen Mann, der sich als MfS-Mitarbeiter zu erkennen gibt. Schon bald lernt sie das Handwerk der Konspiration kennen. Als sie eine Stelle beim BND bekommt, steigt sie zu einer der wichtigsten Quellen des DDR-Geheimdienstes auf.
1990 wird Gabriele Gast enttarnt. Nach 15 Monaten Isolationshaft wird sie zu 6 Jahren und 9 Monaten Freiheitsentzug verurteilt. Das Gericht muss anerkennen, dass sie bis zum Schluss aus Überzeugung gehandelt hat. War es dieses Opfer wert? Eine ehemalige Spionin berichtet über ihre Motive, Selbstzweifel und die Folgen, die sich daraus für ihr Leben ergaben.
Nichts passiert? - Halberstadt und seine Neonazis
Produktion SWR2 – Sendung: 05.03.2008, 19.20 Uhr, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Wiederholung: 26.06.2008, 09.05 Uhr, SR2 Kulturradio
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Ellinor Krogmann
Interviewpartner: Alexander Junghans, Irmela Mensah-Schramm, Mike Tangermann, Werner Hartmann, Inge Kallenberger u.a.
Sprecher: Anne Diemer, Lisas Wildmann
Ton und Technik: Beate Müller, Karl-Heinz Runde
Regie: Tobias Krebs
Halberstadt in der Nacht vom 9. zum 10. Juni 2007: Eine Halberstädter Theatergruppe wird von vier rechtsradikalen Schlägern überfallen. Die Opfer sind schwer verletzt und müssen ins Krankenhaus gebracht werden. Es ist nicht das erste Mal, das die Stadt am Harz mit dem Thema Rechtsextremismus traurige Schlagzeilen macht. Die Liste ähnlicher Vorfälle reicht bis in die 90er Jahre zurück. Die Namen der Täter sind bekannt. Doch echte Konsequenzen scheint es nicht zu geben. Lokale Politik und Justiz – so hat es zumindest den Eindruck – haben in den letzten Jahren vor den rechten Gewalttätern kapituliert. Die Wurzeln dieser Szene reichen bis in die DDR-Zeit zurück. Ein Alltag zwischen NVA-Kasernen und staatlich verordnetem Antifaschismus reizte damals viele Jugendliche zum Protest. Heute sind es Perspektivlosigkeit und sozialer Niedergang, die den ideologischen Nährboden für rechtes Gedankengut und verstärkte Gewaltbereitschaft bilden. Viele verlassen die Stadt. Eine lebenswerte Zukunft scheint hier ausgeschlossen zu sein. Alles hoffnungslos? Eine Spurensuche vor dem aktuellem Hintergrund des Jahres 2007.
Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit - Kinderheime in der DDR
Produktion SWR2 – Sendung: 08.01.2009, 22.05 Uhr, SWR2 – 55 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Mit: Ursula Burkowski, Kerstin Kuzia, Kathrin Begoin, Stefan Lauter, Manfred Haertel
Sprecher: Klaus Barner
Ton und Technik: Daniel Sänger, John Krol
Regie: Ulrich Lampen
Manuskript im pdf-Format: [hier]
Sendung anhören: [hier]
Am 3. November 1989 wurde in der DDR der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau aufgelöst. Die Maßnahme erfolgte innerhalb von nur einer Woche. Auslöser war eine geheime telefonische Anweisung aus Margot Honeckers Volksbildungsministerium. Ganz offensichtlich waren sich die dortigen Verantwortlichen sehr wohl darüber bewusst, welches Unrecht jahrelang in ihrem Auftrag geschehen war: In Torgau wurden „erzieherisch wirksam“ jene Jugendlichen interniert, die die „sozialistische Lebensweise“ störten. An die Stelle von Pädagogik trat in Torgau offene Gewalt.
Der Geschlossene Jugendwerkhof ist ein besonders finsteres Kapitel im Umgang der DDR mit ihren jungen Menschen: Wer nicht ins Bild passte, verschwand in den 32 Jugendwerkhöfen oder wurde in so genannten Spezialheimen verwahrt. Aber auch die Erziehung in den normalen Kinderheimen blieb nicht ohne Folgen. Wer keine Eltern hatte, wurde hier nach dem Vorbild des sowjetischen Pädagogen Makarenko zum sozialistischen Kollektivmenschen „geformt“. Viele der betroffenen Kinder und Jugendlichen waren damit für’s Leben gezeichnet, weil sie überhaupt nicht auf das Erwachsensein vorbereitet wurden. Wie also gehen ehemalige DDR-Heimkinder mit dem Erlebten und Erduldeten um?
Die Geschichte von Laila und Slow Joe - Mit der "Schatzkiste" auf Glückssuche
Produktion SWR2 – Sendung: 28.01.2009, 19.20 Uhr, SWR2 – Dschungel – 25 Minuten
Wiederholung: 02.09.2010, 19.20 Uhr, SWR2
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion Ellinor Krogmann
Mit: Jörn Sommer, Bernd Zemella u.a.
Sprecherin: Marina Tamaschi
Ton und Technik: Burkhard Pitzer-Landeck, Renate Tiffert
Regie: Günter Maurer
Besonders für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen ist es oftmals sehr schwer, einen Partner zum Zusammenleben zu finden. Oftmals wissen sie nicht, wie sie mit anderen Menschen in Kontakt kommen sollen. Kontaktanzeigen in der Zeitung sind häufig nur mit Frustrationen verbunden. Auch der Weg über Heiratsagenturen bringt kaum den gewünschten Erfolg. Sie ziehen den Betroffenen meistens nur das Geld aus der Tasche und am Ende steht die schmerzliche Erfahrung, dass man sich als behinderter Mensch allein gelassen fühlt.
Die „Schatzkiste“ ist eine spezielle Partnervermittlung für Menschen, die mit geistigen Behinderungen leben. Die Kartei beschränkt sich ausschließlich auf diesen Personenkreis. Und sie ist kostenlos! 1999 gründete der Diplompsychologe Bernd Zemella die „Schatzkiste“. 480 Menschen hat er in seiner Kartei und 50 erfolgreiche Vermittlungen gab es seitdem. Hier fanden sich auch Laila und Jörn. Die Sendung erzählt ihre Geschichte.
Liebesstimmen - Die Geschichte der Kerstin Blasczyk
Produktion SWR2
Sendung: 20.05.2009, 19.20 Uhr, SWR2 – Dschungel – 20 Minuten
Wiederholung: 03.08.2011, SWR2
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Ellinor Krogmann
Sprecher: Jens Bonsack, Jonas Fürstenau, Bernd Gnann, Sascha Icks, Volker Risch, Marianne Rogée, Stephanie Schönfeld
Regie: Iris Drögekamp
„Der Wahnsinn kam plötzlich“, sagt Kerstin. Sie fand keine Erklärung für das, was sie erlebte. Familie, Freunde und Bekannte waren ratlos.
Anfangs glaubten alle noch, Kerstin würde irgendwann wieder zur Vernunft kommen. Sie war immer ein freundliches Kind gewesen, eine gute Schülerin. Ihre Zukunft war gesichert, ihr Leben geordnet. Bis Sam kam. Ungerufen war er da und redete mit ihr, wie noch nie ein Mensch mit ihr geredet hatte: „Wenn du mir auf Englisch eine Liebeserklärung machst, dann fahren wir gemeinsam nach Paris.“
Mit Sam an ihrer Seite begab sie sich auf eine Flucht, die sie bis nach Spanien und Italien führte – manchmal orientierungslos, aber nie mehr allein. Wahn und Wirklichkeit vermischten sich zu einer gefährlichen Welt. Jeder Moment war anders und musste überlebt werden.
Viele Jahre später erinnert sich Kerstin an die Geschichte einer verrückten Odyssee, die ihr Leben für immer veränderte.
Warum hat Sarah nichts erzählt? - Grenzüberschreitung in Behinderten-Wohngruppen
Produktion SWR2 – Sendung: 16.06.2009, 10.05 Uhr, SWR2 – Leben – 25 Minuten
Wiederholung: 26.07.2011, 10.05 Uhr, SWR2 – Leben
Eine Hörfunk-Reportage von Thomas Gaevert
Redaktion: Petra Mallwitz – Regie: Tobias Krebs
Menschen mit Behinderung sind meist leicht manipulierbar. Und so passiert es immer wieder, dass andere sie für ihre Zwecke ausnutzen. Andere Behinderte – aber auch Mitarbeiter oder Betreuer können zu Tätern werden. Oft passiert die Grenzüberschreitung fast unmerklich, besonders dann, wenn sich eine Behinderte in ihren Betreuer verliebt hat. Ivonne ist 24 Jahre alt, lernbehindert und lebt in einer Wohngruppe. Sie hat früher selbst einmal eine Situation mit sexuellem Übergriff erlebt, die sie im Nachhinein als sehr belastend empfand. Jetzt ist sie als Hauptfigur Sarah mit anderen jungen lernbehinderten Menschen die Hauptdarstellerin einem dreißigminütigem Spielfilm. Er soll darüber aufklären, wie schnell es geschehen kann, dass im realen Alltag Grenzen überschritten werden. Und was passieren kann, wenn alle wegschauen.
Wege nach Oz
Produktion: SWR2 – Sendung: 21.06.2009, 15.05 Uhr, SWR2 – Feature am Sonntag – 55 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Dr. Walter Filz
Mit: Leonid Wladimirski, Sergej Suchinow, Änne Troester, Steffen Lehmann, Steffi Bütow
Sprecher: Doris Wolters, Gerhard Mohr, Klaus Barner, Matthias Brüggemann, Niclas Tutsch, Jule Kriesel
Regie: Günter Maurer
Es war einmal ein kleines Mädchen namens Dorothy. Das verirrte sich in einem Traumland und fand nicht mehr nach Hause zurück. Nur ein geheimnisvoller Zauberer kannte den Heimweg. Und so machte sich Dorothy zu ihm auf den Weg, zusammen mit einer Vogelscheuche, einem blechernen Holzfäller und einem feigen Löwen.
Bis heute ist „Der Zauberer von Oz“ Amerikas bekanntestes Kinderbuch. 1939 wurde es mit Judy Garland erfolgreich verfilmt. Doch über das abenteuerliche Leben seines Autors ist nur wenig bekannt: Lyman Frank Baum versuchte sich als Hühnerzüchter, Theaterdirektor, Gemischtwarenhändler, Journalist, Filmproduzent und Entertainer. Sein Märchen machte ihn schließlich berühmt. Eine typisch amerikanische Erfolgsgeschichte? Nicht nur.
In der Sowjetunion wurde die Bearbeitung dieses Märchens durch den Kinderbuchautor Alexander Wolkow ein Bestseller. Bei vielen Lesern im Osten gilt sein Buch „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ mit den prächtigen Illustrationen von Leonid Wladimirski noch heute als das „wahre Original“.
Spürt hier jemand einen Killerinstinkt? - Paintball im Selbstversuch
Produktion SWR2 – Sendung: 16.09.2009, 19.20 Uhr, SWR2 – Dschungel – 25 Minuten
Eine Hörfunk-Reportage von Thomas Gaevert
Redaktion: Ellinor Krogmann
Mit: Daniel Maiberg, Ronsard S. Grell
Sprecher: Volker Risch
Ton und Technik: Roland Winger
Regie: Carola Preuss
Paintball ist ein Spiel, bei dem zwei Mannschaften versuchen, in den Besitz der Fahne des jeweils anderen Teams zu gelangen und sie zum eigenen Fahnenpunkt zu bringen. Als Spielgerät dienen so genannte Markierer, mit deren Hilfe mit Lebensmittelfarbe gefüllte Gelatinekugeln verschossen werden können. Zerplatzt eine solche Farbkugel an der Kleidung eines Gegenspielers, gilt er als markiert und muss die laufende Spielrunde verlassen.
Entstanden ist Paintball vor mehr als 20 Jahren in Amerika. Allein in Deutschland gibt es mittlerweile 20.000 Spieler, die auf rund 200 Feldern und in Hallen aktiv sind. Dabei sind vom Arzt bis zum Bauarbeiter alle Berufsschichten vertreten. Die Befürworter des Spiels sagen: „Paintball ist ein Teamsport.“ Die Gegner argumentieren, dass hier auf Menschen geschossen wird und das Spiel Gewaltausbrüche fördern könnte. Das von der Politik nach dem Amoklauf eines Schülers in Winnenden geforderte Verbot ist vom Tisch. Doch was macht dieses Spiel denn nun wirklich aus? Weckt es tatsächlich den Killerinstinkt? Zwei Paintballneulinge wagen einen Selbstversuch.
"Wie kannst du mit dieser Vergangenheit leben?" - RAF-Aussteiger in der DDR
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Sprecher: Markus Lerch, Bernhard Baier, Reinhold Weiser, Antonia Mohr, Elisabeth Findeis, Berit Fromme, Michael Stiller, Frank Stöckle
Ton und Technik: Rolf Knapp, Anke Schlipf
Regie: Günter Maurer
Im September 1986 strahlte das ZDF eine Dokumentation über die Baader-Meinhof-Gruppe aus. Auch jenseits der Mauer wurde die Sendung aufmerksam verfolgt und sorgte für heftige Diskussionen. So glaubten die Mitarbeiter einer Hochschule in Köthen, im Film ausgerechnet eine ihrer Arbeitskolleginnen wieder erkannt zu haben: Susanne Albrecht. Aber wie sollte die im Westen gesuchte Terroristin in die DDR gekommen sein? Kurze Zeit später verschwand die verdächtigte Kollegin. Sie sei aus familiären Gründen umgezogen, hieß es. Zurück blieben viele Fragen bei denen, die sie kannten.
Anfang der 80er-Jahre waren zehn RAF-Terroristen in die DDR eingereist. Unter ihnen befanden sich nicht nur Susanne Albrecht, sondern auch Inge Viett und Silke Maier-Witt. Mit Hilfe des Ministeriums für Staatssicherheit nahmen sie eine neue Identität an und begannen ein zweites Leben als DDR-Bürger. Als Gegenleistung wurden sie IMs, aus RAF-Terroristen wurden Stasi-Spitzel.
Sabines neue Welt - Eine 38jährige Autistin verlässt ihr Elternhaus
Produktion SWR2 – Sendung: 04.11.2009, 10.05 Uhr, SWR2 – Leben – 25 Minuten
Wiederholung: Mittwoch, 25.07.2012, 10.05 Uhr, SWR2
Eine Hörfunk-Reportage von Thomas Gaevert
Redaktion: Petra Mallwitz
Regie: Petra Meunier-Götz
Sabine ist 38 Jahre alt und autistisch behindert. Sie arbeitete zunächst als Reinigungskraft in einem Krankenhaus. Dort war sie den Anfeindungen ihrer Arbeitskolleginnen ausgesetzt und zog sich ins Elternhaus zurück: Von nun an erstarrte jeder Tag zum Ritual. Doch zwei Pädagoginnen erkannten Sabines Begabung. Sie halfen ihr, ein Buch über ihre ganz besondere Wahrnehmung der Welt zu schreiben.
Die Arbeit an dem Projekt ließ Sabine ins Leben zurückfinden. Sie zog in die Nachbarstadt. Besonders ihren Eltern fiel die Trennung schwer. Doch zusammen mit Freunden und Bekannten halfen sie Sabine dabei, die erste eigene Wohnung einzurichten. Doch was passiert, wenn man als Autist ganz plötzlich auf sich allein gestellt ist? Der Alltag in einer großen Stadt ist voller Veränderungen und komplexer Abläufe, die besonders für einen autistischen Menschen nicht immer zu durchschauen sind. Und jeden Tag kann man unvermutet neue Leute kennen lernen!
Seit anderthalb Jahren lebt Sabine in dieser für sie völlig neuen Welt. Die Sendung erzählt, welche Erfahrungen sie dabei machte.
Otze - Vom Leben und Sterben eines deutschen Punkidols
Produktion SWR2 – Sendung: 24.04.2010, 19.20 Uhr SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Wiederholungen:
27.08.2012, 19.20 Uhr, SWR2
28.08.2012, 10.05 Uhr, SWR2
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Ellinor Krogmann
Mit: Anne Hahn, Bastian Biedermann
Sprecher: Robert Bester, Katharina Kottmeier, Max Ruhbaum, Falk Schuster, Konrad Singer, Berth Wesselmann
Ton und Technik: Angela Raymond, Roland Winger
Regie: Maidon Bader
Am 23.04.2005 verstarb Punkrocklegende Dieter „Otze“ Ehrlich im Alter von 41 Jahren. Mit seiner legendären Band Schleim Keim wurde er Anfang der achtziger Jahre zum Idol für viele ostdeutsche Jugendliche. Seine Lieder trafen den Nerv derjenigen, denen die Bevormundung des Staates schon lange zuwider war.
1981 traten Otze und seine Musiker zum ersten Mal unter dem Dach der Kirche in Erfurt auf. Unter dem Pseudonym „Saukerle“ veröffentlichten sie wenig später ihre ersten Songs auf der im Westen erschienenen Schallplatte „DDR von unten“. Doch der später als Stasi-Spitzel enttarnte Untergrundkünstler Sascha Anderson verriet die Musiker und Otze geriet bis zur Wende ins Visier der DDR-Überwachungsorgane. Doch er blieb ein Unangepasster.
In den Neunziger Jahren geriet Otze zunehmend in eine persönliche Krise. 1998 tötete er im Affekt seinen Vater und verbrachte die letzten Lebensjahre in einer psychiatrischen Anstalt. Über die wahren Umstände seines Todes ranken sich bis heute viele Gerüchte.
"Eher regnet es Tinte..." Der Mordfall Hagedorn und ein verbotener Film
Produktion: SWR2 – Sendung: 03.11.2010, 22:05 Uhr, SWR2 Feature – 55 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Interviewpartner: Heinz Seibert, Tilmann Dähn, Friedhelm Werremeier, Heinz Behrens
Sprecher: Frank Arnold, Andreas Klaue, Anne Cathrin Buhtz, Achim Hall, Folkert Dücker, Markus Lerch, Andrea Hörnke-Trieß, Michael Heinsohn, Sebastian Kowski, Philipp Heitmann, David-Noel Grünewald, Michael Speer
Ton und Technik: Beate Böhler, Anke Schlipf
Regie: Günter Maurer
Im September 1974 begann das DDR-Fernsehen mit der Produktion zu einer neuen Folge von „Polizeiruf 110“, dem sozialistischen Gegenstück zum westdeutschen „Tatort“. Es ging um Kindermord und einen homosexuellen Täter mit pädophilen Neigungen. Die Geschichte basierte auf dem Fall des Kochlehrlings Erwin Hagedorn, der einige Jahre zuvor auf grausame Weise drei Jungen aus Eberswalde umgebracht hatte und dafür zum Tode verurteilt und hingerichtet worden war. Es war das letzte in der DDR nach zivilem Strafrecht vollstreckte Todesurteil.
Die Dreharbeiten waren fast fertig, als die Produktion plötzlich abgebrochen werden musste. Der Grund: Ein bekannter Journalist und „Tatort“-Autor hatte den Fall Hagedorn recherchiert und damit im Westen große Empörung ausgelöst. Die SED-Funktionäre leugneten die Geschichte und versuchten, sämtliche Spuren zu vernichten. Obwohl die verfremdete Filmstory keine Rückschlüsse auf die realen Geschehnisse zuließ, wurde auch sie kassiert. Erst 1990 erfuhr Regisseur Heinz Seibert die Hintergründe für das plötzliche Verbot und stieß auf die Spuren seines angeblich vernichteten Films.