Zwischen Kirche und Sozialstation - Junge Mennoniten in Deutschland
Produktion: SWR2 – Sendung: 21.02.2001, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Wiederholung: 20.08.2003, 14.05 Uhr, SWR2
Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert und Peter Simon
Redaktion: Wolfram Wessels
Sprecher: Klaus Hemmerle
Ton und Technik: Ute Hesse, Bibi Kottkamp
Regie: Maria Ohmer
Als die Sowjetunion Anfang der 90er Jahre die Grenzen öffnete, kamen viele deutschstämmige Aussiedler mennonitischen Glaubens nach Deutschland. Sie trafen hier auf eine Welt, die fern ihrer Bibelgrundsätze fast ausschließlich nach
materialistischen Regeln zu funktionieren schien. Das stellte ihre Glaubensgemeinschaften auf eine harte Probe. Sprachprobleme und eine allgemeine Orientierungslosigkeit kamen hinzu. Inzwischen ist es den meisten Mennonitenfamilien gelungen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Doch viele Gemeinden versuchen sich mit starren Regeln nach außen hin abzugrenzen. Vor allem junge Leute, die mit den westlichen Wertvorstellungen konfrontiert sind, geraten damit in Konflikt. Die Sendung erzählt die Geschichte zweier Gemeinden in Harsewinkel bei Bielefeld.
Das kleine Mädchen und der große Held
Produktion: Bayern2Radio
Sendung: 13.10.2001, 08.30 Uhr – „Geschichte und Geschichten“ – 25 Minuten
Ein Beitrag von Peter Simon und Thomas Gaevert
Sprecher: Adela Florow, Hubert Mulzer, Georg Kostya, Anja Buczkowski, Ulrich Frank
Musik: Gerold Wagner
Regie: Anja Buczkowski
Redaktion: Dr. Ingrid Leitner
Über den Erfolg des sächsischen Lügenboldes Karl May hat man lange gerätselt. Seinen Anhängern erschien er als ewig siegreicher Held seiner Erzählungen und manchmal sogar als väterlicher Seelenfreund. Von Mays eigenen Lebensproblemen und seiner inneren Zerrissenheit ahnten sie nichts.
Eine seiner jugendlichen Verehrerinnen war die 17-jährige Marie Hannes, ein körperlich behindertes Mädchen aus Wernigerode im Harz. In ihren Briefen erzählt Marie Hannes dem Schriftsteller nicht nur von ihrem Leben, das von früher Krankheit geprägt war, sondern plauderte auch von ihren Zukunftsträumen, in denen sie sich selbst als Dichterin sah. Mays Neugier erwachte und er besuchte das Mädchen in Wernigerode.
Die Begegnung wurde der Anfang einer außergewöhnlichen Beziehung. Als einige Jahre später durch Gerichtsprozesse und Pressehetze bekannt wurde, dass der vermeintlich unfehlbare Karl May nur ein schwacher Mensch war, und vielleicht schlimmeres, wandten sich viele Leser von ihm ab. Marie Hannes hielt weiterhin zu ihrem Idol und wollte eine Verteidigungsschrift über Karl May veröffentlichen. Doch damit sollte das Verhältnis der beiden eine tragische Dimension bekommen: Karl May vernichtete die literarischen Ergüsse seiner treuen Verehrerin, die sie ihm vertrauensvoll geschickt hatte, damit er sein Urteil darüber abgeben und ihr auf dem Weg zur Dichterin weiterhelfen könne. Recherchen des Karl-May-Verlages förderten vernichtet geglaubte Briefe und Manuskripte zutage, die eine Geschichte aus der Zeit um 1900 erzählen, als es bereits eine literarische Massenkultur, ihre Stars und ihre Abgründ gab.
Text: RadioZeitung 41/2001 , Seite 5
"Teurer prachtvoller Old Shatterhand!" - Marie Hannes und Karl May
Produktion: SWR2
Sendung: 19.11.2001, 14.05 Uhr, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Wiederholungen: 16.09.2003, 14.05 Uhr, SWR2 / 03.07.2004, 14.00 Uhr, SR2 Kulturradio
Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Mit: Lothar Schmid
Sprecher: Hedi Kriegeskotte, Katja Uffelmann, Wolfgang Hinze, Kerstin Gebel, Reinhart von Stolzmann, Andreas Lichtenberger, Klaus Hemmerle
Ton und Technik: Birgit Schilling, Karlheinz Stoll, Viktor Gortschenkow
Musik: Gerold Wagner
Regie: Hans-Peter Bögel
Karl May, der sächsische Lügenbold: Seinen Lesern erschien er als ewig siegreicher Held der eigenen Erzählungen. Doch wehe, es wurde an der Fassade gekratzt! Einer seiner jugendlichen Fans war die 17-jährige Marie Hannes. In ihren Briefen erzählte sie dem Schriftsteller nicht nur von ihrem Leben mit Krankheit und körperlicher Behinderung, sondern auch von ihren Zukunftsträumen als berühmte Dichterin. Neugierig geworden, besuchte Karl May das Mädchen in seiner Heimatstadt Wernigerode am Harz. Es wurde der Beginn einer außergewöhnlichen Beziehung. Mariechen schwärmte nur noch mehr für ihren Old Shatterhand. Er war ihr Idol, das ihre Leidenschaft zu erwidern schien. Doch als sie Teile ihres intimen Briefwechsels mit Karl May sowie eine Biografie über den in die Kritik geratenen Schriftsteller veröffentlichen wollte, brach er schroff den Kontakt ab.
Recherchen förderten die vernichtet geglaubten Briefe und das Manuskript von Mariechen’s Biografie zutage.
Forschungskosmonaut und Bürger der DDR - Die Mission des Sigmund Jähn
Produktion: SWR2 – Sendung: 08.01.2002, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels
Musik: Gerold Wagner
Ton und Technik: Andrea Soyka, Christiana Schneckenburger
Regie: Alexander Schumacher
Am 26. August 1978 startete vom sowjetischen Raumflughafen in Baikonur das Raumschiff Sojus 31 in Richtung Saljut 6, der neuen Orbitalstation. An Bord befand sich auch der deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn. Der Flug war das dritte bemannte Raumfahrtunternehmen, das im Rahmen des Interkosmosprogramms stattfand. Die sowjetische Regierung wollte damit das wissenschaftliche Potenzial aller Ostblockstaaten bündeln. Doch für die Öffentlichkeit traten diese Ziele in den Hintergrund. Kurz nach dem Start begann die DDR mit einem der größten Propagandafeldzüge in ihrer Geschichte. Das Unternehmen wurde zu einem Paradebeispiel der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen DDR und der ewig siegreichen Sowjetunion stilisiert.
23 Jahre später erinnert sich Sigmund Jähn noch einmal an jene aufregenden Tage, die sein weiteres Leben bestimmen sollten.
Science-Fiction in der DDR - Bericht über einen Leipziger Fanclub
Autorenproduktion – Sendung: 22.03.2002, SWR2 – Dschungel: Machete. Das Dschungel-Magazin – 6 Minuten
Redaktion: Wolfram Wessels
Als Fan von Science-Fiction-Literatur war man in der DDR schon verdächtig. Science-Fiction: das war englisch, klang nach „Westen“ und also irgendwie subversiv. Mario Franke gelang es dennoch, 1985 in Leipzig einen Klub für Science-Fiction-Literatur zu gründen. Für viele war es eine Gelegenheit, sich aus der Enge und Tristesse des sozialistischen Alltags in die spannende Welt des Alls hinauszuträumen. Heute veranstaltet der Klub zahlreiche Lesungen und das alljährliche Leipziger Treffen für Science-Fiction-Fans „Elstercon“. Statt politischer Probleme plagen den Klub nach der Wende allerdings Nachwuchssorgen.
Vertrauliche Verschlusssache: I.M. Punk
Produktion: SWR2 – Sendung 04.04.2002, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Wiederholung: 17.08.2004, 14.05 Uhr, SWR2
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert – Mit Texten von Steffen Drenger
Redaktion: Wolfram Wessels
Sprecher: Philipp Schepmann, Gerd Andresen, Rebecca Cerda
Ton und Technik: Martin Genschel, Ute Hesse, Christiane Köhler
Regie: Eberhard Klasse
Anfang der 80er Jahre hatte die Punkbewegung auch den Osten erreicht. Ihre Anhänger kamen aus allen Schichten, waren Kinder von Arbeitern, Künstlern, Parteifunktionären, Polizisten, Theologen. Doch gemeinsam hassten sie das angepasste Duckmäusertum, das die DDR-Gesellschaft durchzog. So gelangten Steffen Drenger (Shanghai) und René Carsten Gurcke (Snorre) aus Magdeburg ins Visier der Sicherheitsorgane. Mit rüden Punkrock-Klängen hatten sie begonnen, sich den Frust von der Seele zu schreien. VITAMIN A hieß die Band und ihre ersten Auftritte in Klubräumen und unter dem Dach der Kirche hatten ein begeistertes Publikum gefunden. Heimlich in Probekellern aufgenommene Tapes machten die Runde. Dafür wurden Shanghai und Snorre 1986 verhaftet und zu zwei Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Bürgerrechtler und prominente Vertreter der Kirche intervenierten mit Erfolg: Ende 1987 mussten sie vorzeitig entlassen werden.
Fast 15 Jahre später erinnern sich Shanghai und Snorre an den Sound jener Jahre.
Die Erde dreht sich links herum! - Science-Fiction in der DDR
Produktion SWR2 – Sendung: 24.10.2002, 14.05 Uhr, SWR2 – Dschungel – 30 Minuten
Ein Hörfunk-Feature von Thomas Gaevert
Redaktion: Wolfram Wessels – Musik: Gerold Wagner – Regie: Hans-Peter Bögel
Mit: Dr. Karsten Kruschel, Ekkehard Redlin, Rolf Krohn
Sprecher: Bodo Primus
Ton und Technik: Judith Rübenach, Andrea Mammitzsch
Sprecher: Patrick Blank, Andreas Serda, Udo Primus, Heinrich Giskes, Mélanie Fouché
Proletarische Helden im Weltall, interplanetarer Klassenkampf in fernen Sonnensystemen, naive Zukunftsbilder von perfekt entwickelten kommunistischen Gesellschaftsordnungen – auch die DDR hatte ihre Utopien und ihre Science-Fiction-Literatur. Aus ideologischen Gründen nannte man sie allerdings „wissenschaftliche Phantastik“. Die DDR-Verlage reagierten empfindlich auf Versuche, alternative Gesellschaftsformen zum real existierenden Sozialismus zu schildern. Trotzdem gelang es einigen Autoren vor allem in den 70er und 80er Jahren die engen Grenzen der Zensur zu umgehen. In dieser Zeit entstanden Gerd Prokops Erzählungen um den zwergwüchsigen Detektiv Timothy Truckle oder Angela und Karlheinz Steinmüllers Weltraumutopie „Andymon“. Die Bücher boten nicht nur spannende Unterhaltung, sondern luden gleichzeitig ein, sich mit der Gegenwart auseinander zu setzen – in der irrealen Welt der Science-Fiction.